Inmitten einer kleinen belgischen Stadt liegt hinter den Mauern und Zäunen eines ausgedehnten Parks ein verwunschenes Schloß. Schon bei der Anfahrt sehen die über die Mauer ragenden Gebäudeteile imposant aus. Aber der Atem bleibt stehen, wenn man erst einmal den Weg durch das Buschwerk gefunden hat und unvermittelt vor der riesigen Außenwand der Schloßkapelle steht, die sich nahezu fensterlos vor einem aufbaut und weit über die Bäume hinweg erhebt.
Stille herrscht an diesem Ort. Es ist aber eine Art von würdevoller Stille, keine , wie sie sonst auf alten Industriebrachen herrscht. Die Gebäude nehmen einen gefangen, es ist schwer zu verstehen, dass ein derart schöner Bau einfach verfällt.
Es regnet. Es schüttet geradezu und hört gar nicht mehr auf. Die offenen Türen laden zum Betreten ein, der Blick nach oben jedoch läßt zögern. Das Dach ist in sich zusammengefallen, hat die dritte Etage wohl gleich mitgerissen. In einigen Bereichen kann man bereits im Erdgeschoss den Himmel durch die Decke sehen. Neben der Kapelle eine Reihe von Toiletten. Hier mag während der Messen ein kommen und gehen derer geherrscht haben, denen die Geduld für lange Predigten und Zeremonien fehlte.
Von außen findet sich ein Zugang zum Keller. Dort unten waren die Wirtschaftsräume untergebracht. Davon zeugen noch ein hundert Jahre alter großer Backofen, Wäschemangeln, Heizkessel und anderes. Ein Verbindungstunnel von der Kellerküche zu einem Nachbargebäude ist zugemauert. Früher wurden hier wohl die Speisen wohlbehalten vor den Unbilden des Wetters nach nebenan getragen. Aber auch so ist der dunkle Keller spannend genug. Seit 30 Jahren hängt in einem Raum noch immer "Wäsche" auf der Trockenleine. Nun fehlen während der Langzeitbelichtungen eigentlich nur noch schlurfig-knirschende Schritte von irgendwoher auf dem Kellerflur und der Grusel wäre perfekt.
Die Nachbargebäude enthalten Klassenzimmer und Stallungen. Auch hier hat der Zahn der Zeit seine Wirkung getan, teilweise ist ein Betreten nicht mehr möglich weil ganz einfach der Boden dazu fehlt.
Das Schloß hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Erste Abbildungen datieren von 1628. Es hat ab dem 19. Jahrhundert als Genever-Destillerie, Zucker-Fabrik, Kloster und Internat und Kochschule gedient. Die neugotische Kapelle und die Schulgebäude stammen von 1905.
Ursprünglich blieb das Internat Kindern von höheren militärischen Dienstgraden vorbehalten, nach 1944 hatten aber auch Kinder des normalen Bürgertums die Möglichkeit zur Aufnahme.
Ende der 60'er Jahre wurden die Stiftungsgelder für das Internat gekürzt, kurz danach setzte außerdem eine Schulreform ein. Mit den königlichen Beschlüssen vom 14 Juli 1970 und 20 Juli 1972 wurde das Internat schließlich aufgegeben.
Status im Sommer 2007:
nachdem es schon jahrelang Berichte über den drohenden Abriß gegeben hat, scheint sich dieses Vorhaben jetzt zu konkertisieren. Auch der Zugang zum äußeren Park ist nun geschlossen und im September soll der Abriß tatsächlch beginnen.
Ausschlaggebend war wohl letztlich, dass Jugendliche im Dachstuhl herum kletterten und die Gemeinde nicht in der Lage war, das Gelände zuverlässig zu sichern.
Status im November 2016:
weitgehend abgerissen, nur der "Markizaat" genannte Teil mit dem Säulenportal wurde verschont und soll einmal als Blickfang für den Veranstaltungsplatz dienen. Leider brach im März der rechte Teil der Fassade bei starken Windböen in sich zusammen.
Weiterführende Links:
(leider vergebliche) Initiative für den Erhalt des Theaters
Abandoned Places: Mesen (1995+2001)
Video: lebensgefährlicher Gang über das baufällige Theater
historisierendes Video: Een Blijde Dag (1980)
In the midst of a small belgian town and behind the walls and fences of a vast park this execrated castle can be found. Even at the arriving the parts of the building look impressive, which rise over the high wall. But it is breathtaking, if you have found your way through the bushes and stay suddenly before the giant outer wall of the castle's chapel, which is almost build without windows and reaches far above the trees out there.
Silence obtains at this location. But it's a kind of dignified silence, not like it normally obtains on old industrial sites. The buildings take you as a mental prisoner, it is difficult to understand why such a beautiful building simply decays.
It rains. It just poures and doesn't stop no more. The open doors invite to enter, but a view to the top lets hesitate. The roof is collapsed, the third floor as well. In some areas the sky can be seen from the ground floor through the ceiling. Nearby the chapel is a number of toilets. During the fairs a come and go may have been here of those, who missed the patience for long sermons and ceremonies. And there is an access to the cellar from the outside. Below are the economic areas with a still hundred-year-old great oven, boilers and more. A connecting tunnel from the basement kitchen to a neighboring building has been closed in the past. Previously the food was transported here to the next house safely from the inclemencies of the weather. But also without the tunnel is the dark cellar exciting enough. In another room the washing is on a line since 30 years. During the long exposure times only scuffling-gnashing steps from somewhere on the basement floor would be need and the horror would be perfect.
The neighboring buildings contain classrooms and stables. Also here the ravages of time shows its effect, partial the entering is no longer possible - simply because of the lack of the floor.
The castle has a turbulent past behind it. First pictures dating from 1628. From the 19th century it has served as a Genever-distillery, sugar factory, convent and boarding school and school for cooking. The neo-gothic chapel and the school are from 1905.
Originally reserved for boarding children from higher military ranks, after 1944 also children of the bourgeoisie were hosted.
End of the sixties years the foundation's capital was reduced and shortly afterwards a school-reform was resolved. With the royal orders of July 14th 1970 and July 20th 1972 the boarding school finally got abandoned.