Dort, wo einmal Kinder gebannt den Märchenerzählungen lauschten und Auge in Auge ihren Bekannten aus den Fabelwelten gegenüberstanden, werfen sich heute handmodelierte Puppen in alptraumhafte Posen. Die Niedlichkeit ist vergangen und hat Platz geschaffen für grotesk überzogene Gesten und entglittene Gesichtszüge. Nicht von ungefähr taucht immer mal wieder wild gewordenes Spielzeug in Horrorfilmen auf - es ist die zweite, die andere Seite der Dinge, die sich hier zeigt.
So etwa erzeugt die einäugige und drahthändige Gretel in ihrem Verschlag weniger Mitleid als vielmehr Ekel und Abstoßung. Aber ist dies nicht genauso mit Krankheiten und Verletzungen bei Menschen?
Mitunter sind es auch nur die Requisiten, die eine Bedeutung umkehren: jemand steckt dem Moritz aus Wilhelm Buschs Lausbubenstreichen ein Messer in die Hand und schon wandelt sich das schalkhafte Grinsen in das Antlitz eines wahnsinnigen Mörders. Aber genau diese Versuchung zu arrangieren wird dem Ort auch zum Verhängnis. Fast überall, wo die kleinen Hütten betreten werden können, wird manipuliert und verändert. Und dies durchaus nicht zurückhaltend, sondern gerade auch mit starken Anzeichen von Vandalismus.

Heute - ein halbes Jahr nach meinem Besuch - sollen die Vandalen ganze Arbeit geleistet haben. Ich hörte von völliger Verwüstung und dem zwischenzeitlich begonnenem Abriss durch den neuen Besitzer, der hier nebenan einen neuen Luxuskinderhort aufziehen will.

Nachtrag 2018:
2009 wurde der Märchenwald abgerissen.

WP Januar 2017: Märchenwald wird nie wieder eröffnet

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