Gegründet wurde die Papierfabrik "Knöckel & Comp." im Jahr 1888 durch den namensgebenden Theodor Knöckel und drei weiteren Teilhabern (Tuchfabrikant Casimir Wagner sowie Albert und Karl Marx). Als Standort wählte man eine frühere Tuchfabrik im Tal des Speyerbaches. 1896 war man bereits in der Lage zu erweitern und installierte den ersten Dampfkessel. 1901 erfolgte eine Umbenennung nachdem ein Kaufmann aus Mecklenburg den Kreis der Teilhaber ergänzt hatte. Der Betrieb firmierte von da an unter "Knöckel, Schmidt & Cie.".
Bis 1908 (genaues Datum unbekannt) erhielt das Werk einen Gleisanschluss und einen Verladebahnhof. Zwar lag eine trennende Landstraße zwischen diesen Werksteilen - eine Verbindung schuf aber eine eigene sie überspannende Brücke.
Zumindest bis 1938 spezialisierte sich die Firma auf die Herstellung von pergamentartigen Papieren und solche, die für Paus- und Zeichenzwecke benötigt wurden. Zu dieser Zeit waren ca. 350 Arbeiter in dem Werk beschäftigt. 1943 richtete sich der Fokus der zu diesem Zeitpunkt als Aktiengesellschaft firmierenden Papierfabrik auf die Gründung von Zweigniederlassungen im In- und Ausland. In technischer Hinsicht war eine moderne Dampfturbine in Betrieb, eine ältere hielt man als Reserve vor. Trotz Gleisanschluss erfuhr das Werk im 2.Weltkrieg nur wenig Beschädigungen, die Produktion ging aber 1945/46 wegen fehlender Rohstoffe auf einen Nullpunkt zurück.
In der Nachkriegszeit wurden die umfangreichen Gleisanlagen zurück gebaut. Über ein einziges dann noch vorhandenes Anschlussgleis wurde die Papierfabrik mit Kohle und Koks für das eigene Kraftwerk versorgt. Diese wurde dann mit einer Einschienenbahn auf das Gelände jenseits der Bundesstraße transportiert.
1976 wurden 99,78% der Firmenaktien durch den konkurrierenden Papierhersteller Robert Codier AG übernommen.
Zwischen Herbst 1994 und Frühjahr 1995 machte das Werk einen Verlust von 1,4 Mio.DM, daraufhin wird die AG in eine GmbH umgewandelt. Fünf Jahre später - am 18.8.2000 - wurde Insolvenz angemeldet nachdem die Fabrik zuvor bereits aus dem übergeordneten Cordier-Konzern ausgegliedert worden war.
Am 30.5.2006 kam es zu einem Großbrand, der mehrere Produktionshallen beschädigte oder zerstörte. Die Ursache war sehr wahrscheinlich Brandstiftung. Das Areal firmierte nun unter dem Namen "Neue Maschine" und gehört(e) einer Immobilien-AG. 2009 wurde die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen, da es einen Interessenten gab, der dort ein Krematorium bauen wollte. Der Widerstand von Bürgern machte diese Planung zunichte.
Mit der Stilllegung im Jahr 2000 wurde auch der Gleisanschluss eigentlich überflüssig - aber erst 2011 wurden das Gleis und die Einschienenbahn abgebaut. Der 105m hohe Schornstein büßte 2022 15m von seiner Höhe ein.
2023 wurde durch den Gemeinderat eine mindestens zweijährige Veränderungssperre ausgesprochen und der Gemeinde ein Vorkaufsrecht zugesprochen, falls der private Eigentümer das Grundstück verkaufen wollte.
Was bleibt jetzt noch über den Moment meines Besuches zu sagen? Nicht viel, schließlich liegt der nun fast 18 Jahre zurück und nur wenig hat sich dauerhaft in mein Gedächtnis eingebrannt. Den stärksten und gleichwohl befremdlichsten Eindruck hat wohl das "Wachpersonal" hinterlassen (womit nicht die frei laufenden Hunde gemeint sind). Zum Schutz der Anlage wurde ein Gebäude an der Straße bewohnt. Und dort konnten wir beobachten, wie im grillenden Familienkreis den Kindern gezeigt wurde, wie man mit Steinen die Glasscheiben der Fabrikhalle einwerfen kann. Für's Leben lernen nennt man das wohl.
Daneben brachte die Exkursion die Erkenntnis, dass es ziemlich sinnlos ist mit 50 ASA und nur einem Monopod in dunklen Werkshallen fotografieren zu wollen. Für Liebhaber verwackelter Aufnahmen hätte ich daher aber noch mehr zu bieten als die hier gezeigten Fotos.
Ehemalige Papierfabrik: Veränderungssperre erlassen ("Die Rheinpfalz", Dez.2023)
Firmengeschichte
Ludwigsbahn - Ausweichanschlussstelle (Awanst) Knöckel
2017: Fotos von Joachim Sbrisny
2024: Drohnenflug