Als Gründungsjahr der Firma Kleim & Ungerer werden je nach Quelle die Jahre 1890, 1891, 1893 und 1901 genannt. Dröseln wir das also mal etwas auf ...
Ausgangspunkt der Firmenhistorie ist wohl das Unternehmen Kleim & Forwerk mit dem Gründungsjahr 1890. Für das Jahr 1891 lässt sich kein belegbarer Hinweis finden. 1893 trennte sich der Techniker Albin Friedrich Gustav Kleim von seinem vormaligen Kompagnon und fand im Kaufmann August Ferdinand Fiebig einen neuen Partner. Ihr gemeinsames Unternehmen hieß fortan Kleim & Co. Maschinenfabrik. 1895 zog man nach Leipzig-Eutritzsch und produzierte Drahtheftmaschinen und -klammern. Sechs Jahre später zog sich Kleim aus dem Unternehmen zurück, das aber noch von Fiebig unter dem alten Namen fortgeführt wurde. Kleim tat sich nun mit dem Kaufmann Otto Ungerer zusammen und beide gründeten 1901 in Leipzig-Lindenau die Firma Kleim & Ungerer, Fabrik von Bogenzuführungs-Apparaten für Schnellpressen.
1902 war das Jahr des ersten Umzugs: bis 1906 produzierte man in einem Hinterhaus in Leipzig-Plagwitz. Dann war man soweit, dass man in einen Neubau an der Franz-Fleming-Straße 13 ziehen konnte. 1936 erwarb man das Nachbargrundstück der Möbelfabrik Wagner & Zinkeiesn. Dieses zusätzliche Grundstück wurde zeitweise an andere Firmen vermietet und / oder selber mitgenutzt. Produziert wurden Werkzeugmaschinen (Schnellbohrmaschinen, Metallkreissägen, Drehautomaten).
Während des 2.Weltkriegs wurden Granathülsen produziert, die Firma unterhielt zwei Lager mit Zwangsarbeitern, eines davon direkt auf ihrem Firmengelände (Lager "Vogelsang"). Die Zwangsarbeiter:innen stammten aus Frankreich, Belgien, Jugoslawien, Polen, Litauen, der Tschechoslowakei und der Ukraine.
Nach dem Krieg zogen zusätzlich eine Firma für Apparatebau und kurzfristig eine Autowerkstatt auf dem Gelände ein. Ab 1950 wurde Kleim & Ungerer ein volkseigener Betrieb. Zuerst unter der Bezeichnung VEB (VVB) Polygraph Druckmaschinenwerk Universal, ab ca. 1963 dann als VEB Druckmaschinenwerke Leipzig, Betriebsteil IV, schließlich ab 1974 als VEB Polygraph Leipzig Betriebsteil IV Kundendienst. Hergestellt wurden Druckmaschinen, Schreibmaschinen und Falzmaschinen für die graphische und Buchdruckindustrie.
Trotz Denkmalstatus wurden die Gebäude 2013 abgerissen.
Geheimtipp Leipzig - In der Leutzscher Eisenbahnstraße I
A.Hönemann, H.Siegemund - Die ehemalige Industrie in der Franz-Fleming-Straße in Leutzsch (PDF, ab S.11)