Jenseits des noblen Stadtteils Oberkassel lag zwischen der Autobahn (siehe auch Tote Tangente) und Wohnhäusern die ehemalige Brauerei Gebrüder Gatzweiler. Bei Kälte und Schneetreiben konnte im Winter 2003 das Gelände erkundet werden, das bereits zum größten Teil entkernt war. Manche Bereiche wirkten zwar wie gerade erst verlassen, andere waren jedoch durch die Abrißtätigkeiten schon stark demoliert.
1936 wurde die in der Düsseldorfer Altstadt gelegene Hausbrauerei "Schlüssel" vom Neusser Braumeister Carl Gatzweiler übernommen, der neben der eingeführten Marke "Schlüssel" nun auch die Massenmarke "Gatzweilers Alt" etablierte. Um die Kapazität zu erhöhen, wurde 1963 eine Großbrauerei in Düsseldorf-Heerdt gebaut. Lange Zeit eine der führenden Privatbrauereien in Düsseldorf, brach Mitte der 90er Jahre der Absatz dramatisch ein. Die Folge war der Verkauf der Brauerei in Heerdt und die Abgabe der Marke "Gatzweiler" an den Carlsberg-Konzern. Das "Gatzweiler Alt" wurde in der Folgezeit (seit Mitte 1999) bei Hannen in Mönchengladbach und danach bei Königshof in Krefeld-Fischeln gebraut und vertrieben. 2010 beabsichtigte Carlsberg sein Angebot auf 5 Kernmarken zu reduzieren - Gatzweiler war nicht mehr dabei.
Das Grundstück in Heerdt lag in der Nähe der Gleisanlagen der Bahnstrecke Mönchengladbach-Düsseldorf. Mit der Ausserbetriebnahme des dortigen Güterbahhofs setzte ein Umstrukturierungsvorgang ein, der bis heute anhält. Gewerbe und Industrie haben diesen Bereich mehr und mehr verlassen, an ihre Stelle rückten Büro- und Wohngebäude. Als Vodafone seine über die Stadt verteilten Lokationen zusammenführen wollte, fiel die Wahl für den geplanten Campus auf das ehemalige Gatzweiler-Gelände.
Geblieben ist von diesem Brauereistandort nichts mehr. Obwohl ich mich manchmal frage, was aus den Tiefbrunnen geworden ist, die ungefähr dort lagen, wo sich heute der Betriebs-Kinderhort befindet. Die Brunnen waren 159m tief, das Wasser wurde aber bereits ab einer Tiefe von 70m gefördert.
Rückblickend erscheint es mir heute bemerkenswert, wie lange die Gebäude damals von den heute üblichen Graffities verschont geblieben sind.
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