Ruhig ist es hier. Der Anmarsch durch ein kleines Waldgebiet, über einen alten Betriebsweg bringt einen fort vom Lärm einer stark befahrenn Straße. Dann liegen die rund 100 Jahre alten Backsteingebäude vor einem - zugewachsen und vergessen.
Aber so ganz stimmt dieser Eindruck leider nicht. Längst gibt es Pläne (in Form eines Marshall-Plans) dieses Areal dem Erdboden gleich zu machen und dort ein neues Gewerbegebiet aufzubauen. Die Planungen sind konkret und es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie umgesetzt werden. Angesichts zahlreicher anderer Abriss- und Bauvorhaben im Umfeld wird es mit dieser Initiative wohl nicht mehr lange dauern.
Das eigentliche oberirdische Zechengelände ist mit ca. 100x150m recht klein. Es kann aber auf eine lange Geschichte zurück blicken. Bereits seit 1755 wurde Kohle abgebaut, die hier in flachen Schichten an die Oberfläche reichte. Gelegen an einem 15-20m hohen Steilhang kann man sich auch heute noch gut vorstellen, wie hier im 19. Jahrhundert zudem ein Schiefer-Steinbruch betrieben wurde.
1865 wurde die Vorgänger-Gesellschaft der "Charbonnage de Forte-taille" gegründet, die handgepresste Eierkohlen produzierte, zwischen 1910 und 1935 hier ihren Geschäftssitz hatte und damals eine der tiefsten Gruben Europas betrieb. 1920 kam es zu einem Grubenunglück, das 12 Menschenleben kostete.
1929 arbeiteten hier noch 402 Personen. Der Bergbaubetrieb ging aber danach abrupt zurück und endete 1935. In der Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Förderung wurden die Anlagen noch bis 1950 in Stand gehalten.
Zwischen 1950 und 1980 wurden auf dem Gelände Schlacken und Abfälle der Stahlwerksbetriebe von AMS (Aciéries et Minières de la Sambre) und TMM (Thy-Marcinele et Monceau) deponiert. Der östliche Bereich wurde schlichtweg als Müllkippe genutzt.
1984 wurde das Betriebsgelände an einen Schrotthändler verkauft, der wohl noch immer der Eigentümer ist. Bis 1988 wurde hier Schrott sortiert, aber auch noch weiterhin diverse Abfälle gelagert. Dies endete erst auf Druck der Anwohner und der lokalen Behörden. Spuren des Schrotthandels finden sich noch auf älteren Fotos, die zahlreiche alte Autos auf dem Gelände zeigen. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.
Seit 2006 findet ein Umweltmonitoring statt, um die Belastung des Bodengrundes und des Grundwassers mit Mineralöl, Schwermetallen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen zu überprüfen.
Die beiden Fördertürme, die seitlich des Kauengebäudes standen, wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts abgerissen. Die alten verfüllten Schächte sind inzwischen überwuchert. Von hier spannten sich die Seile der Förderanlagen zum großen Maschinenhaus, das heute keinerlei Anlagenteile mehr zeigt. Unter einer Dachgaube auf der rechten Seite ist noch zu erkennen, wo die Seile in das Gebäude liefen, auf der linken Seite klafft dort ein Loch in Dach und Mauerwerk.
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