Ich blicke in schöne große Augen und überlege, ob ich dem inneren Streichelimpuls nachgeben soll. Besser nicht. Die Augen gehören zu einem erwachsenen Strauß, der mit zwei Jungtieren aus einem Gehege zu mir herüber blickt. Wer von uns hat sich wohl ein paar Sekunden zuvor mehr erschreckt? Ich möchte auf keinen Fall eine Panikreaktion erzeugen, also wird nicht gestreichelt, sondern fotografiert. Den Straußen sei ihre Ruhe gegönnt.
Schade, dass ich schon groß bin. Einmal Pirat sein, Herrscher über eine Burg oder Rennfahrer in einem Kart - das wär's doch gewesen. Träume, die für Kinder jahrelang im Dadipark in Erfüllung gingen. Generationen von kleinen Belgiern hangelten sich hier durch abenteuerliche Gerüstkonstruktionen und bewiesen ihren Mut beim Spaziergang über die schwankenden Wege der Laufbrücke in luftiger Höhe. Damit ist nun seit der Saison 2002/2003 Schluß. Für viele ehemalige kleine Abenteurer - inzwischen erwachsen geworden - bedeutet die Schließung des Parks auch ein Stück Verlust von liebgewordenen Kindheitserinnerungen. In diversen Webforen kann man die Enttäuschung mitfühlen, die sich bei denjenigen breit macht, die gerade erst von der Schließung erfahren.
Da scheint es nur naheliegend, dass zur Wiedereröffnung aufgerufen wird. In der jetzigen Form wird dies allerdings nie mehr geschehen. Zu haarsträubend erscheinen manche Konstruktionen.
Zwar ist alles liebevoll bemalt, aber eine Sicherheitsüberprüfung würde schon 50m hinter dem Eingang beendet werden können - spätestens dort wäre für einen Prüfer alles klar. Im Jahr 2000 ereignete sich ein schwerer Unfall in der Aqua-Jet-Anlage, bei der ein Junge nach einem Knochenbruch beinahe einen Arm verlor. Danach wurde nicht mehr investiert und der Park verfiel zusehends.
Begonnen hat der Dadipark - wenn ich die Quellen richtig verstanden habe - als ein großer Spielplatz im Stadtpark, der dem Bistum der Stadt unterstand. Erst später wurde er privatisiert und war seitdem der älteste private Vergnügungspark Belgiens.
Inzwischen gibt es ein Konsortium, das noch an der Finanzierung eines neuen Dadiparkes arbeitet, der im Jahr 2008 seine Türen wieder öffnen soll. Bis dahin kann der heimliche Besucher noch in aller Stille den kleinen Schweinen- und Entenfiguren in ihre bemoosten Gesichter blicken.
Nachtrag 2018:
Der Zugang zum Gelände war 2005 nicht allzu schwer, solange man nicht die Aufmerksamkeit der Gäste des gegenüber liegenden Cafés erregte. Ein Wachdienst sollte im Inneren des Parks seinem Patrouillengang nachgehen und so lief es damals auf einen schnellen und leisen Besuch hinaus. Jahre später hatte sich die Situation grundlegend geändert: die Tore standen wohl weit offen, ganze Gruppen von Besuchern tummelten sich auf den Spielgeräten und hatten dort ihren lautstarken Spaß. Ein nettes Indiz dafür, dass man auch Erwachsenen mit simplen Spielgeräten großen Spaß bereiten kann. Die zahlreichen Videos auf YouTube illustrieren diesen Zustand. Die Kehrseite war allerdings der ständig gestiegene Vandalismus.
Seit Jahren ist der Dadipark nur noch virtuell zu besichtigen, dafür hat die Informationsdichte im Netz inzwischen zugenommen. Dadizele war ein bekanntes Pilgerziel in Belgien und so hatte der Pastor Gaston Deweer die Idee, aus dem Spielplatz für kleinere Pilgerkinder einen Vergnügungspark zu machen. Dieser eröffnete 1950 seine Tore. Die Attraktionen des Parks waren eher einfacher Art und wurden teilweise mechanisch angetrieben. Bekannt war er für seine 800m lange Hängebrückenkonstruktion, die die längste ihrer Art in Europa war.
Nach dem bereits eingangs erwähnten Unfall - der nicht der erste auf der Anlage war - gab es zunehmend Beschwerden über die Sicherheit. Die Besucherzahlen sanken und 2002 wurde der Betrieb eingestellt.
In den Folgejahren gab es ein reges Hin und Her wie mit dem Park verfahren werden sollte. 2011 wurde schließlich klar, dass es keine Investoren geben würde, die den Park sanieren könnten. Im Sommer 2012 startete der Abriss. Vier Jahre später wurde beschlossen, dass das ehemalige Parkgelände als Erhoöungs- und Wohngebiet genutzt werden soll.
Onride - Dadipark in Belgien (März 2005)
Hullabaloo - Dadipark, waar kinderen de koning waren (März 2005)
Klempner 69 (2011)
Het Nieuwsblad - Vandalen viseren afbraakmachines vervallen pretpark (2012)
Daily Mail - Creepy images of abandoned amusement park (2014)
Wikivisually - Dadipark
I look into big beautiful eyes and think about touching her. Better not. The eyes belong to an adult big bird with two young ones beside, who is looking to me from his cage. Who of us is more afraid in this moment? I don't want a confrontation and so I don't touch and take only pictures.
What a pity, that I'm an adult. Only one time being a pirat, owner of a castle or pilot of a race-cart - this would be a dream. Dreams, which were fullfilled over years and years here in the Dadipark. Generations of young Belgians were climbing through risky constructions and showed no fear while walking over the swinging paths of the bridges in the height. But this is gone since the season 2002/2003.
For many former little adventures the closing of the Dadipark means a lost of beloved memories of childhood. In a few discussion boards you can feel the disappointment of those, who get noticed of the closing. It seems clear, that they call for a re-opening. But in the present state this will never happen. Too dangerous are some constructions.
Everything is painted fondly, but a security-check could be stopped 50m behind the entrance - at last here everything would be clear for a tester. In the year 2000 an appalling accident happened in the Aqua-Jet-site: a boy nearly lost one of his arms. After that no investments were made and the decay of the park started.
If I have understood my sources well, the Dadipark started as a big playgroud in the towns park, which belonged to the local diocese. Later it became a private property and was the first privat amusement park of Belgium.
Meanwhile a consortium is working on the finances for the re-opening of a new Dadipark, which should open his doors in 2008.
Until then the clandestine visitor can look silently into the moss-covered faces of the little pig- and duck-figures.